Meine Meinung zum Radentscheid München

Als überzeugter Radler habe ich mir natürlich den Radentscheid München genau angeschaut. Ich finde die Forderungen der Initiatoren alle richtig, und konnte auch im kleingedruckten nichts erkennen, was gegen meine Unterstützung spricht. Ich empfehle also klar eine Unterschrift, wenn auch nur um ein Zeichen zu setzen:

www.radentscheidmuenchen.de

Nachfolgend meine 5 cent zu den einzelnen Punkten:

A. Sichere, breite und komfortable Radwege

Da ich fast jeden Tag 20 km durch die Stadt radele und immer vom breiten und stark genutzten Radweg an der Isar ab der Überquerung der Wittelsbacherbrücke auf ein relativ wildes Getümmel stürze, kann ich mich dieser Forderung nur anschließen. Gerade die engen Radwege sind sehr gefährlich und ich halte mich hier inzwischen sehr zurück um einfach nur irgendwie mitzuschwimmen.  Während die Autos, zwar wegen Stau nur sehr langsam vorankommend, sich über die Kreuzungen schieben, kämpfen die Radler mit Rollern und Falschparkern um die verbleibenden Meter. Die früher von mir häufig genutzte Rosenheimer Straße war eine Falle die ich nur mittels Umfahrung meistern konnte.

B. Ein stadtweites, lückenloses und engmaschiges Radverkehrsnetz

Das wäre sicher ein Traum. Wenn ich denke, dass 100 Mio. Euro für den 6-spurigen Ausbau der A96 auf einer Länge von 8,9 km kein Problem zu sein scheinen, dann sollte ein lückenlosen Netz für alle Radfahrer leicht zu finanzieren sein. 

Allerdings wurde das Budget für Radler nur von 10 Mio. auf 25 Mio. angehoben, während nur für die Untertunnelung des Mittleren Rings am Luise-Kiesselbachplatz (…) 400 Mio € ausgegeben werden konnten.

Der Gesamthaushalt der Stadt München war 2018 etwa 7 Mrd € davon knapp 400 Mio € alleine für das Baureferat. Fahrradverkehr wurde unter „Investitionsschwerpunkte“ überhaupt nicht erwähnt. 

Quelle: https://www.radentscheidmuenchen.de/hintergrund/faq-fragen-antworten/#toggle-id-19

Offensichtlich führen mehr Strassen nicht zu mehr Lebensqualität, sondern im Gegenteil, meist zu mehr Stau an anderer Stelle. Jeder der schon einmal in den USA war kennt die riesigen Autofreundlichen Malls und Kreuzungen und Siedlungen. Trotzdem oder vielleicht deswegen stehen alle im Stau. Bei meiner letzten Reise nach Raleigh in North Carolina war das Thema Nr. 1 beim Abendessen die immer schlimmer werdende Verkehrssituation. Und das obwohl dort alles 8-spurig ausgebaut ist. 

Das nachfolgende Foto ist morgens an der Hochleite zwischen Giesing und Harlaching mitten in München aufgenommen und zeigt das Idealbild einer autofreien Strasse im Grünen. Wir befinden uns mitten in München, Jogger, Radler und Fussgänger teilen sich die Fläche mehr oder weniger harmonisch auf. Da ich das Foto morgens geschossen habe, muss man sich das vorstellen. Genauso stelle ich mir ein ideales stadtweites Netz vor. Autofrei und Grün. Jede dieser Strassen würde die Lebensqualität aller Anwohner und Nutzer stark erhöhen und die Umwelt entlasten.

C. Sichere, komfortable und stressfreie Kreuzungen und Einmündungen

Das ist gerade für Kinder und Ältere Radler extrem wichtig, wie oft müssen noch Unfälle passieren, bis hier etwas passiert. Es gibt relativ günstige Spiegel, die sogenannten Trixi-Spiegel, die den toten Winkel beim Abbiegen auf Null reduzieren. 

http://www.willburger-gmbh.eu/Trixi-Spiegel/trixi-spiegel.html

D. Bedarfsgerechte, flächendeckende und sichere Fahrradabstellmöglichkeiten

E. Flächeneffiziente und sozial gerechte Aufteilung des öffentlichen Raums

Bei den letzten beiden Punkten bin ich weniger emotional, ich stelle mein Fahrrad normalerweise an den den dafür vorgesehenen Stellen ab und habe dabei auch keinerlei Probleme feststellen können.

One thought on “Meine Meinung zum Radentscheid München”

  1. Ich teile Deine Einschätzung. Die Idee der grünen Radwege gefällt mir gut. Leider liegt in den allermeisten Regionen der Welt der Fokus offenbar auf dem Autoverkehr. Für die Gesundheit, die Finanzen und auch für die Umwelt wäre es viel besser, stärker auf das Fahrrad zu setzen. Auch die sog. „Radlhauptstadt“ hat da noch reichlich Potential. Sowohl in der Stadt selbst, als auch im Hinblick auf die Rad-Verbindungen ins angrenzende Umland (München Land, DAH, FFB etc.). Mal sehen, wie sich das entwickelt.

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