Warum die Wahl der Krankenversicherung so wichtig ist oder wie meine Private Krankenversicherung in sechs Jahren doppelt so teuer wurde.

Irgendwann in 2008 entschied ich mich von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln, auch weil meine damalige Partnerin privat versichert war und ich mir das als „schon immer“ gesetzlicher irgendwie gewünscht hatte. Endlich wurde ich auch bei der Terminvergabe gefühlt bevorzugt, wurden mir mehr Behandlungen angeboten als zuvor.

Als sparsamer Mensch las ich natürlich auch die Möglichkeiten, die Kosten zu reduzieren, am einfachsten war es, einfach nicht zum Arzt zu gehen, bzw. die Kosten selber zu tragen und damit jedes Jahr einen hohen Rabatt zu bekommen. Allerdings war mir damit der Vorteil der PKV irgendwie nicht mehr klar, schließlich wollte ich ja gesund bleiben und auch die wichtigen Untersuchungen nicht aus finanziellen Gründen aufschieben.

Nach mehren Jahren Maximalrabatt habe dann wieder angefangen, zum Arzt zu gehen und auch meine Untersuchungskosten einzureichen. 

Dann fand ich eine weitere Einsparmöglichkeit, nämlich die jährliche Vorauszahlung, hier gab es satte 4% Rabatt, was bei den momentanen Zinsen eine gute Anlage war.

Trotz aller Bemühungen kam aber immer Mitte des Jahres eine satte Rechnung, die mir die Kosten meiner gesundheitlichen Versorgung mehr als deutlich vor Augen führte. Diese Rechnung wurde auch jedes Jahr deutlich höher. Ich hatte anscheinend einen der „besten“ Tarife. Als ich dann versuchte, in einen leicht weniger guten zu wechseln, gestaltete sich das als schwierig, also sah ich zunächst davon ab.

Zusätzlich wurde mir empfohlen, meinen Beitrag fürs Alter zu stabilisieren. Also wenn ich nur 80 Euro mehr im Monat zahle, wird mein zu erwartender Beitrag ab 65 Jahren um 300 Euro gesenkt. Klang irgendwie auch nach einer sinnvollen Investition, schließlich sind ja gerade im Alter die Kosten für die Gesundheitsvorsorge hoch und das Einkommen eher niedriger. Habe ich also auch gemacht. 

Ich zahlte also nun jährlich eine recht hohe Summe, anfangs sogar ohne die Kosten einzureichen, also ohne jede Gegenleistung. Trotzdem oder vielleicht deswegen hat sich mein Beitrag seit 2008 fast verdoppelt. Wenn ich vor 65 einmal eine Pause machen möchte, also ein Mini-Retirement dazwischen schiebe, so muss ich die vollen Beiträge weiter einzahlen, und sogar den Arbeitgeberanteil mit übernehmen. Ganz im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung, bei der mein Beitrag in Abhängigkeit vom Einkommen berechnet wird, also bei niedrigem Einkommen auch weniger wird.

Zum ersten Mal bewusst geworden ist mir das in der Elternzeit beim ersten Kind, als ich im Gegensatz zu Kollegen, die gesetzlich versichert waren, mit höheren Ausgaben in dieser Zeit rechnen musste. Noch mehr bewusst geworden ist mir das Risiko, als ich bei den schon in Rente befindlichen Freunden meiner Eltern einen recht großen Unterschied in der Zufriedenheit mit den Kosten und dem Nutzen zwischen den beiden Systemen fest stellte.

Insbesondere die ehemals Selbstständigen, die sowieso kaum Rente bekommen, haben teilweise existentielle Sorgen wegen der hohen monatlichen Kosten für die private Krankenversicherung. Die ehemals Angestellten und weiterhin gesetzlich versicherten sind sich dagegen der Kosten für die Gesundheit kaum bewusst und haben andere Sorgen, als die Kosten der Krankenversicherung. Also lange Wartezeiten beim Arzt zum Beispiel. Gar keine Sorgen zu haben hört mit dem ersten Kind auf 😉

Da in unserer Gesellschaft die Menschen immer später Kinder kriegen, ist auch der Unterschied  bei den Kosten der Familienversicherung nicht unwichtig für eine Entscheidung, insbesondere wenn man, wie ich, möglichst viel Zeit mit den Kindern verbringen möchte, das Einkommen also nicht mehr so schnell wächst oder sogar für ein paar Jahre weniger wird. Auch wenn nicht beide Eltern Vollzeit arbeiten ist Extra-Vorsicht geboten.

Die Kinder sind beim Mehrverdiender mitversichert, gesetzlich umsonst, privat kosten sie extra, zwar anfangs überschaubar viel aber die Opportunitätskosten läppern sich dann doch schneller als gedacht. Die Kinder sollen ja auch studieren etc. Man kann und sollte hier also über 20 Jahre Kosten pro Kind ansetzen. Gesetzlich sind Eltern bis zum 27. Lebensjahr verpflichtet für ihr Kind zu sorgen, falls es nicht schon selber Geld verdient.

Daher würde ich mit meinem heutigen Wissen nicht mehr den Wechsel in die private Krankenversicherung vornehmen, sondern den Weg der freiwilligen gesetzlichen Versicherung mit einigen Zusatzversicherungen wählen, wie Zahn- und Krankenhausversorgung (Zweibett-Zimmer).

Momentan suchen wir gerade die richtigen Versicherungen für unsere Familie, falls ein Leser hier Anregungen hat, würde ich mich über eine Mail freuen, christian@munichfire.com.

Was mache ich aber, wenn ich gerne wieder in die gesetzliche Versicherung wechseln möchte?

Die Entscheidung ist gar nicht so einfach rückgängig zu machen, da der Gesetzgeber die Wechsel zurecht nicht fördern möchte. Wenn man unter 55 Jahren alt ist, kann man aber durch die Reduzierung des Einkommens unter die Beitragsbemessungsgrenze über einen längeren Zeitraum die Option generieren zurück zu wechseln. Die Grenze steigt jedes Jahr. 2020 liegt sie bei 62.550 Euro jährlich, das entspricht einem durchschnittlichen Monatsverdienst von rund 5.213 Euro. Dazu zählen auch regelmäßige Zahlungen wie Urlaubsgeld, nicht jedoch Sonderzahlungen wie Gewinnausschüttungen. (Quelle: Finanztipp.de).

In einer Stadt wie München ist das jedoch gar nicht so einfach, die Kosten für eine Wohnung und den allgemeinen Lebensunterhalt müssen ja trotzdem gedeckt werden, also einfach für ein Jahr Teilzeit arbeiten bedeutet, das hoffentlich vorhanden Ersparte anzugreifen.

Alternativ ist auch bei Arbeitslosigkeit ein Wechsel möglich, allerdings erfordert das die Behörden vorab zu informieren, von einer gesetzlichen angenommen zu werden und einiges weiteres an Formularen.

Da ich im Februar arbeitslos war und ingesamt weniger Arbeitsbezüge (hoffentlich mehr passives Einkommen) verdienen werde, habe ich den Schritt zurück gewagt und bin jetzt wieder in einer gesetzlichen Krankenkasse als ganz normaler gesetzlicher Versichert, genau wie meine Familie. Das fühlt sich auf jeden Fall richtiger an, schließlich möchte ich nicht als einziges Familienmitglied die Vorteile einer besseren ärztlichen Versorgung genießen können.

Meine Überlegung war, entweder uns alle in die private zu nehmen oder mich auch wieder gesetzlich zu versichern. Da ich in den vielen Jahren als Mitglied der gesetzlichen nie das Gefühl hatte, schlechter gestellt zu sein, ganz im Gegenteil, freue ich mich jetzt auch diese Baustelle soweit zumachen zu können.

In den 10 Jahren als Privatversicherter hatte ich nicht oft – aber manchmal – das Gefühl der Übertherapie, das heißt es wurden mehr Untersuchungen vorgenommen, als vielleicht absolut notwendig waren. Das wird jetzt eher nicht mehr passieren. Ich habe aber auch vor, wichtige Vorsorge-Untersuchungen im Notfall privat zu zahlen, wenn ich der Meinung sein sollte diese zu brauchen. Dazu dient mein FU-Money, um nie das Gefühl einer Benachteiligung entstehen zu lassen.

Ob das jetzt langfristig die richtige Entscheidung war, kann ich erst am Ende beurteilen, aber zumindest sitze ich jetzt wieder im gleichen Boot wie meine Familie.

 

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