Warum sollte man keine neuen Autos kaufen oder warum der Wertverlust von Neuwagen die größte Geldvernichtung der Mittelklasse ist.

In einer Autonation wie Deutschland mit den wildesten steuerlichen Vorteilen für die Besitzer eines Autos ist eine nüchterne Betrachtung der Kosten und des Nutzens eines Fahrzeugs immer noch ein Hochverrat an den Idealen der Nation. Im Zeitalter der Sharing Economy und des Zuzugs in die Städte ist aber für die jüngeren Menschen schon ein Umdenken zu erkennen. Mir geht es hier auch gar nicht darum, den Besitz eines Autos zu verteufeln, wir haben selber genug Fahrzeuge in der Familie. Wir hatten allerdings schon immer eher ältere und günstigere, da bin ich familiär vorbelastet. Mein Vater kaufte bis auf eine einmalige Ausnahme immer Autos erst, nachdem deren Wertverlust im Kaufpreis durchgesetzt war, also Modelle mit 10 Jahren auf dem Buckel oder noch Älter und fuhr diese so lang, bis die Reparaturkosten zu hoch wurden, also weitere 5-10 Jahre. Ich selber fahre einen Audi Diesel von 2005, im Jahre 2018 ist dieser also 13 Jahre alt. Mal schauen wie lange ich ihn noch in die Stadt fahren darf, wobei das sowieso selten vorkommt.

Ein Neuwagen verliert in den ersten fünf Jahren 55-60% an Wert. Das ganze ist nicht linear, das erste Jahr ist das teuerste, der erste Tag mit der Zulassung der teuerste Tag der gesamten Lebenszeit des Autos. Nach fünf Jahren rechnet man mit ca. 5% pro Jahr, das fällt dann immer weiter und ab 10 Jahren sind es vielleicht noch 2% pro Jahr. Ab 20 Jahren dreht sich das ganze wieder und ein sehr gut gepflegter Youngtimer kann sich nicht nur stabilisieren sondern sogar im Wert steigen, allerdings nur bei einigen wenigen Modellen: Manche Marken haben genügend Liebhaber, die sich auf diese alten Autos stürzen, mein Audi gehört da sicherlich nicht dazu.

Quelle: http://oe3.orf.at/stories/2709809/

Ich habe also mal die Kosten des Wertverlusts für meinen Wagen durchgerechnet. Der Neupreis betrug geschätzt 50.000 Euro mit Leder, Navi und vielen Extras. Ich habe ihn in einem super Zustand 2014 im zarten Alter von 9 Jahren (Scheckheftgepflegt sagt man glaube ich) für 12.500 Euro gekauft, also für 25% seines Neuwertes. Der jetzige Wert laut Schwacke ist noch ca. 8000 Euro.

Kalkulation Wertverlust und optimaler Kaufzeitpunkt.

Man erkennt, dass der Kauf dieses Autos für den Erstbesitzer (2005 bis 2010) einen Wertverlust von 27.500 Euro bedeutete. Pro Jahr also 5500 Euro. Mein Verkäufer hatte den Wagen weitere drei Jahre, die ihn 7500 Euro gekosten haben, pro Jahr also 2500 Euro. Ich habe den Wagen jetzt (ohne größere Reparaturen, toi toi toi) seit weiteren vier Jahren, mit einem Verlust von 6150 Euro, also Kosten von 1537,50 Euro pro Jahr fahren dürfen.

Der Wagen hat 240 PS, Leder, Sitzheizung und fährt sich wie das was er ist, eine Oberklassenlimousine. Ich zahle aber nur 1537,50 Euro Wertverlust pro Jahr anstatt den 5500 Euro des Erstbesitzers, also nur 28% für das gleiche Privileg wie der Erstbesitzer. Der Wagen hat eine unglaubliche Anzahl an Kraft, fährt weit über 200km/h auf der Autobahn und hat mehr Platz als ich brauche.

Zusammenfassung

Für jeden, der kein Geld aus dem Fenster schmeißen und langfristig ein Vermögen aufbauen möchte ist ein Neuwagen ausgeschlossen. Es gibt wenige so große Anschaffungen und wenige die mit so vielen Emotionen beladen sind. Das Auto ist für die meisten Nicht-Immobilien Besitzer die größte Ausgabe und auch der teuerste physische Besitz, daher sind Fehler beim Autokauf extrem relevant für den Aufbau des Vermögens. Wenn man sich für einen 10 Jahre alten sehr gut gepflegten Wagen eines namhaften Herstellers entscheidet, kann man über 70% der Kosten sparen, wie ich oben versucht habe darzustellen.

Wenn man die beiden Ausgabenblöcke, und hier nur den Wertverlust, nicht die laufenden Ausgaben, zusammenfasst kommt man auf eine Ersparnis von 23.500 Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. Unser Neuwagenkäufer Herr Mustermann kauft sich dann natürlich wieder einen neues Auto, ebenso wie ich, und das ganze Spiel geht wieder von vorne los.

Vermögensaufbau leicht gemacht:

Kalkulation Ersparnis beim Kauf von Gebrauchten Autos

Wenn ich allerdings die 391 Euro in einen ETF Sparplan einzahle, sind das innerhalb von 20 Jahren schon wieder 177.598,31 Euro, die ich für meine finanzielle Freiheit zurücklegen kann. Mein Auto ist ein großer Luxus, mit allen Extras und allen Sicherheitsaspekten, die ich für wichtig erachte. Mein nächstes Auto wird auch wieder nach den gleichen Kriterien ausgewählt. Mir ist hier wichtig zu betonen, dass ich ein schnelles schönes und großes Auto fahre, nur nicht ganz neu, und ohne jede andere Änderung in meinem Leben komme ich auf ein Vermögen von 177.598,31 Euro, auf die ich 20 Jahre später zugreifen kann.

4 thoughts on “Warum sollte man keine neuen Autos kaufen oder warum der Wertverlust von Neuwagen die größte Geldvernichtung der Mittelklasse ist.”

  1. Ein sehr guter Post, so etwas sollte in der Schule gelehrt werden. Ich bin voll bei Dir, habe mein zweites Auto sogar erst am Preistiefpunkt gekauft und erfreue mich nun der Wertsteigerung.
    Da aber inzwischen viel Privarkonsumenten, auch jüngere mit Leasing geködert werden, frage ich mich, ob die Rechnung dafür gleich ausgeht? Müsste ja eigentlich eher noch ungünstiger sein, da noch mehr mitverdienen wollen…?

    1. Hallo Eiko,

      das ist natürlich die Kür für FIRE oder Frugalismus, aus einem Kostenblock ein sich im Wert steigerndes Anlagevermögen zu machen. Bei mir war es die Wohnung, bei Dir das Auto, sehr gut! Bei Oldtimern – gerade in den letzten Jahren – gab es auch wirklich sehr schöne Preisentwicklungen.

      Leasing im Allgemeinen ist ein interessantes Geschäft, für Firmen macht es häufiger Sinn, für Privatkonsumenten glaube ich nur in Ausnahmefällen, beim Auto fast nie. Meine Theorie, aber da müsste man sich mal reinbohren, ist dass Leasingfirmen sehr hohe Rabatte beim Einkauf kriegen, dies aber nur in Teilen weitergeben. Das böse Erwachen ist dann meist bei der Rückgabe, wenn jeder Kratzer teuer bezahlt werden muss. Habe das Thema gleich mal auf meine Ideen für weitere Posts gesetzt. Dir noch einen schönen Sonntag,

      Christian

  2. Hallo, ganz toll, mit all den Berechnungen.
    Ich brauche beim Auto keinen Schnickschnack: zuverlässig, mit Stauraum- PS sind für mich unwichtig:

    Noch mehr gilt das ganze für ein Wohnmobil. Oder auch einen Wohnwagen. Gut diese Art Urlaub muß man mögen.
    Neue Wohnmobile sind sehr sehr teuer.
    Gute gebrauhte gibt es und es ist nicht so einfach, das passende zu finden. Am besten vor dem Kauf vom Fachmann checken lassen, wenn der Verkäufer mitspielt. Damit es danach keine unliebsamen Überraschungen gibt. Ein 10 -15 Jahre altes Womo ist meist auch noch gut drauf.
    Nur so kann man dann günstig Urlaub machen – wenn man bereit ist, selber zu kochen und nicht ständig essen zu gehen.
    Wenn einem Bewegung draußen und Natur wichtiger ist im Urlaub und man vorher daheim passend Lebensmittel einkauft und auch unterwegs sich leckeres vom Lande nachkauft, kann man günstig an den herrlichsten Plätzen Urlaub machen. In die Städte fährt man im Urlaub aber besser mit dem ( eigenen, dann gut versperrten) Rad oder mit öffentlichen Verehrsmitteln.

    Bekannte gehen gerne mit der Familie skifahren. Das kann sehr teuer werden. Sie machen es so: Wohnwagen im Herbst auf Camping im Skigebiet für die ganze Saison einstellen, Ski und Ausrüstung einstellen. Und dann den ganzen Winter immer wieder mal mit gan nicht so viel Gepäck zum Wohnwagen ins Skigebiet. Vielleicht rentieren sich da sogar Lift-Saisonkarten. So läßt sich viel Geld sparen- wenn man auch hier nicht ständig essen geht. Aber wenn alle zusammenhelfen braucht hier die Mama nicht so viel Aufwand machen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert